Ein zentrales Thema der Forschung ist die Untersuchung, wie Prostituierte Überlebensstrategien entwickeln, um mit den Herausforderungen und dem Trauma, das mit ihrer Tätigkeit verbunden ist, umzugehen. Die Literatur weist darauf hin, dass Prostituierte häufig zu Mechanismen wie Dissoziation und der Bildung von "Arbeitsnamen" oder Alter Egos greifen, um sich psychisch von den traumatischen Erfahrungen ihrer Tätigkeit zu distanzieren. Diese Strategien ermöglichen es den Betroffenen, eine Trennung zwischen ihrer "Arbeits"-Identität und ihrem wahren Selbst zu schaffen, was als ein Mittel zur Bewältigung der emotionalen und physischen Belastungen der Prostitution dient.
Ein weiterer Forschungsansatz beschäftigt sich mit dem Konzept des Trauma-Bondings, das die tiefe emotionale Bindung beschreibt, die Opfer zu ihren Peinigern entwickeln können. Diese Bindung wird oft durch wiederholte Traumatisierung verstärkt und kann dazu führen, dass die Betroffenen Schwierigkeiten haben, sich aus der Prostitution zu lösen, selbst wenn sie die destruktiven Aspekte ihrer Situation erkennen. Diese Dynamik ist besonders relevant in Diskussionen über die Möglichkeiten, Unterstützung und Interventionen für Personen in der Prostitution zu gestalten.
Die Herausforderungen beim Verlassen der Prostitution und die Hindernisse, mit denen Prostituierte konfrontiert sind, wenn sie versuchen, Unterstützung von Strafverfolgungsbehörden zu erhalten, sind ebenfalls wichtige Aspekte ihrer Forschung. Studien zeigen, dass Prostituierte, die Opfer von Gewalt werden, oft zögern, polizeiliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, teilweise aufgrund der Illegalität ihrer Tätigkeiten und der Angst vor Stigmatisierung und weiterer Viktimisierung durch die Strafverfolgungsbehörden. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer sensibleren und informierteren Herangehensweise an die Unterstützung von Prostituierten, die Opfer von Gewalt und Missbrauch werden.
In zukünftigen Projekten beabsichtigt Hermina Hayk, MSc, die Effektivität verschiedener Interventions- und Unterstützungsprogramme für Prostituierte zu untersuchen, mit einem besonderen Fokus auf Programme, die auf die Förderung des Ausstiegs aus der Prostitution abzielen. Darüber hinaus interessiert sie die Rolle von Bildung und öffentlicher Aufklärung bei der Reduzierung der Nachfrage nach Prostitution und der Bekämpfung der Stigmatisierung von Personen, die in der Sexarbeit tätig sind. Ziel ist es, evidenzbasierte Empfehlungen für Politik und Praxis zu entwickeln, die nicht nur die Lebensbedingungen von Prostituierten verbessern, sondern auch zur Reduzierung der Prostitution und zur Förderung der Menschenwürde beitragen.